Zusammenfassung 1. Gesang
Das Wissen vom Selbst
Wie kann Erkenntnis entstehen? Wie kann Erlösung sein? Wie ist Entsagung möglich?
Erlösung erlangst du wenn du die Sinnesfreuden wie Gift1 meidest und dich statt dessen in Vergebung, Offenheit, Güte, Zufriedenheit und Wahrhaftigkeit übst.
Dies setzt Erkenntnis voraus: Erkenne dein Selbst als das eine, ewige Bewusstsein, als der Zeuge aller Erscheinungen.
Wenn du von der Identifikation mit den körperlichen Erscheinungen befreit bist und in deinem Selbst ruhst, wirst du glücklich, zufrieden und frei von allen Bindungen sein.
Bindung besteht alleine durch deine Gedanken.
Bindung ist, wenn du irgendetwas begehrst oder hasst, verneinst oder bejahst, ergreifst oder ablehnst oder dich von Gefühlen wie Freude oder Leid leiten lässt. Wenn Du das EGO überwunden hast, an nichts mehr anhaftest, bist du befreit.
Die Befreiung von der Bindung (Anhaftung) an die Welt der Erscheinungen gelingt durch Üben von gleichmütiger Entsagung und Gelassenheit (los-lassen). Die Anhaftung überwindest du durch Entsagung der sinnlichen Liebe (Kama), allem Streben nach weltlichem Gewinn (Artha) und der Pflichterfüllung (Dharma) die das Fundament der beiden ersteren ist.
Erst dann erkennst du dich als das eine wahre, ungebundene, formlose, transzendente, unergründliche, nichthandelnde, vollkommene und ewig stille Bewusstsein.
Die Vorstellung „Ich bin der Handelnde!“ ist eine Illusion. Der Handelnde ist das Ego. Du hingegen bist das eine ewige, vom Leiden befreite Bewusstsein, der ewige Zeuge, das eine Selbst, worin die ganze sinnliche Welt erscheint.
Du bist alldurchdringend, vollkommen, alleinsam, frei, bewusst, untätig, ungebunden, wunschlos und still. Alles Andere ist die Illusion der Gegensätze von „Mein und Dein“ in der inneren und äußeren Welt der Erscheinungen.
Du bist der grenzenlose Ozean, in dem die Welt wie eine Welle ist.
- „Die Dosis macht das Gift“ : Paracelsus (+ 24. September 1541 in Salzburg) formulierte den bekannten Sinnspruch als „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei. Zum Exempel: eine jegliche Speise und ein jeglich Getränk, wenn es über seine Dosis eingenommen wird, so ist es Gift;“ (Quelle: Theophrast Paracelsus: Werke. Bd. 2, Darmstadt 1965, Die dritte Defension wegen des Schreibens der neuen Rezepte, S.510)
Das bedeutet, dass selbst scheinbar harmlose Stoffe (hier: „Sinnesfreuden“) in großen Mengen giftig werden können und umgekehrt, dass selbst giftige Stoffe in kleinen Mengen eine heilende Wirkung haben können. Ein stetes mehr an Sinnesfreuden (z.B. durch materiellen Konsum oder substanzielle Drogen) führt nicht zu dauerhafter Zufriedenheit und tief empfundener Wahrhaftigkeit. Das wussten auch die Rolling Stones nach kurzer persönlicher Erfahrung als sie 1965 ihren Nr.1-Hit veröffentlichten: „I can`t get no satisfaction!“ ↩︎